Der Zappelphilipp

Eine Geschichte von Heinrich Hoffmann

Wissenswertes

In der Geschichte geht es um den Jungen Philipp, der am Tisch nicht still sitzen kann, mit dem Stuhl kippelt und daraufhin mitsamt der Tischdecke nebst Mahlzeit auf den Boden fällt – „und die Mutter blicket stumm auf dem ganzen Tisch herum“. In neuerer Zeit wurde die Geschichte teilweise als Beschreibung eines Kindes mit Hyperaktivität empfunden. Es gibt drei gut nachvollziehbare Quellen, aus denen Hoffmann die Idee für diese Geschichte u. a. geschöpft hat:

Recherchen des „Struwwelpeter-Museums“ hatten bereits vor Jahren ergeben, dass der am 22. Januar 1911 verstorbene Arzt Philipp Julius von Fabricius (ein guter Bekannter Hoffmanns) sich selbst als Urbild des Zappel-Philipp geoutet hatte.

Unterbrochene Mahlzeit, Gemälde von Heinrich von Rustige, 1838
Zur Darstellung des „Zappel-Philipps“ fand Heinrich Hoffmann eine weitere Anregung im Werk seines Malerfreundes Heinrich von Rustige. Der junge Maler kam 1838 an das Städelsche Kunstinstitut in Frankfurt und schuf im selben Jahr das Ölgemälde Unterbrochene Mahlzeit, das heute in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe hängt.
In seinen Lebenserinnerungen beschreibt Hoffmann seine Seereise von Amsterdam zurück nach Hamburg am 24. Mai 1836: Stürmisches Wetter, „seekrank […], dass ich im Mantel die Treppe in die Kajüte hinunterfiel und nun schnell auf Händen und Füßen in meine Koje kroch. Vor meiner Tür aber tafelte und trank lustig ein halbes Dutzend seefester Gesellen, plötzlich hörte ich ein Fallen und Scherbenklingen, einem der Helden war plötzlich schlecht geworden, so dass er vom Stuhle fiel und das Tischtuch mit allem, was draufstand, mit auf den Boden riss. Nun war ich schadenfroh zufrieden.“

Quelle: Struwwelpeter – Wikipedia

»Ob der Philipp heute still
wohl bei Tische sitzen will?«
Also sprach in ernstem Ton
der Papa zu seinem Sohn,
und die Mutter blickte stumm
auf dem ganzen Tisch herum.
Doch der Philipp hörte nicht,
was zu ihm der Vater spricht.
Er gaukelt
und schaukelt,
er trappelt
und zappelt
auf dem Stuhle hin und her.
»Philipp, das mißfällt mir sehr!«

Seht, ihr lieben Kinder, seht,
wie’s dem Philipp weiter geht!
Oben steht es auf dem Bild.
Seht! Er schaukelt gar zu wild,
bis der Stuhl nach hinten fällt.
Da ist nichts mehr, was ihn hält.
Nach dem Tischtuch greift er, schreit.
Doch was hilft’s? Zu gleicher Zeit
fallen Teller, Flasch und Brot.
Vater ist in großer Not,
und die Mutter blicket stumm
auf dem ganzen Tisch herum.

Nun ist Philipp ganz versteckt,
und der Tisch ist abgedeckt.
Was der Vater essen wollt’,
unten auf der Erde rollt.
Suppe, Brot und alle Bissen,
alles ist herabgerissen.
Suppenschüssel ist entzwei,
und die Eltern stehn dabei.
Beide sind gar zornig sehr,
haben nichts zu essen mehr.

Heinrich Hoffmann